EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, …“ – wer kennt ihn nicht, den berühmten Vers aus Goethes Faust. Auf gewisse Weise gilt dieser auch für die Kreditwirtschaft, die sich einerseits im engen Korsett stetig steigender, regulatorischer Vorgaben bewegt und andererseits einer kontinuierlichen Transformationsnotwendigkeit unterliegt.
So führen uns beispielsweise die neuen MaRisk 8.0 zur Frage, wie wir unsere Geschäfts- und Risikostrategien weiterentwickeln und wirksame Verfahren zur Bewertung und Überwachung der Risikokultur implementieren. Dabei geht es nicht nur um die qualitative Betrachtung einzelner Risiken, sondern um den Umgang mit Risiken ganz allgemein. Das Reglement an Vorgaben und Richtlinien ist zwar festgelegt, die Umsetzung jedoch kann unterschiedlich aussehen. Dabei soll aus Sicht des Verfassers deren positive Gestaltung durch gelebte Kultur und ihr inhärentes Werteverständnis getrieben werden. Die Wirksamkeit von Führung zeigt sich in diesem Zusammenhang eindrücklich und prägt maßgeblich, ob die Umsetzung rein den Zweck der Dokumentationspflicht erfüllt oder aus tatsächlicher Überzeugung erfolgt.
Gleichzeitig bedarf es aber einer stetigen Anpassung an die sich rasch und teilweise disruptiv ändernden Umweltbedingungen sowie Kundenbedürfnisse. Hierbei spielen gerade in der Finanzbranche, die sich regelmäßig durch ein vergleichbares Produktportfolio auszeichnet, die Mitarbeitenden eine entscheidende Rolle.
Das Beispiel der Personalarbeit der Zukunft, wie wir es in den letzten Ausgaben des BankPraktiker lesen konnten, hat anschaulich das Spannungsfeld gezeigt: Wie gehen wir mit der Abwanderung wertvoller Expertise und wichtiger Schlüsselfunktions-Träger um, halten bzw. gewinnen Mitarbeitende mit der „Unterschiedsmentalität“ und steuern gleichzeitig Anforderungen, die uns aus regulatorischer Sicht begegnen?
An der Thematik Nachhaltigkeit lässt sich dies in der Praxis veranschaulichen. Als regionale Genossenschaftsbank ist dieser Wert tief in unserer DNA verwurzelt und als nachhaltig zertifizierte VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau bilden wir unsere Mitarbeitenden durch spezielle Qualifikations-Programme weiter. So stellen wir sicher, dass sie steigenden Kundenanforderungen mit profunder Expertise begegnen. Dabei geht es nicht um die reine Vermittlung von Sachinformationen, sondern um die Befähigung, das Thema Nachhaltigkeit weiter als Chance und nicht als überregulierten On-Top-Aufwand im Beratungs- und Berichtskontext zu sehen und damit unseren Kunden einen Mehrwert zu stiften.
In der VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau gehen wir diesen Weg geschlossen und vor allem gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden und Führungskräften, stets in dem Bewusstsein: „Beide Seelen“, wie es in Goethes Faust heißt, sind untrennbar verbunden und daher immer im Zusammenspiel zu betrachten.
Herzliche Grüße und viel Freude bei der Lektüre
Ihr Dr. Marco Kern, Vorsitzender des Vorstands der VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau eG